Laut Wikipedia gehört Neuseeland zu den Ländern mit den meisten Flugplätzen pro Kopf (113 total). Gepaart mit einem, der nur Flieger im Kopf hat, ist das eine teuflische Kombination. Dazu kommt, dass das Fliegen in Neuseeland äusserst billig ist, und man für umgerechnet 30 Euro einen Retourflug (!) im 1-Stunden-Bereich bekommt. So machte ich schon während meiner Schulzeit einige Tagestrips, aber auch während meiner Rundreise danach griff ich einige Male aufs Flugzeug zurück – weil es gleich teuer war wie der Bus, und natürlich viel schneller.
Die Bilder sind qualitativ leider nicht immer der Hammer – getönte Scheiben, falsche Sonneneinstrahlung und vielleicht auch ein paar mal fotografisches Unvermögen sind mir da dazwischengekommen. Ich hoffe, sie gefallen trotzdem!

Los geht’s mit Flug Nr.1!



Wie oben ersichtlich ging es auf einen Hop mit dem Trislander. Dieser sollte mich und ein paar Klassenkameraden auf die vor Auckland’s Küste liegende Great Barrier Island (nicht zu verwechseln mit dem Riff bei Australien) bringen. Leider habe ich es versäumt, nach einem Platz in der ersten Reihe zu fragen, und auch die Flugdetails gingen mir grösstenteils durch die Lappen
War jedenfalls ein sehr interessantes Flugzeug!

Los geht’s auf dem GA-Apron in Auckland. Nein, das ist kein Kleinbus, das ist ein Flugzeug!



Das typische Heck mit dem dritten Propeller



Nach kurzem Taxiing der Marke „pressant“ und einem Intersection Takeoff sind wir nach kurzer Startrollstrecke schon in der Luft:



Der Flug war grösstenteils über dem Meer und daher sehr ruhig. Auch sonst hat mir der Trislander gefallen, vor allem die Performance war nicht schlecht! Allerdings ist’s da drin ziemlich eng und auch laut – Ohrschützer gabs nämlich keine



Eine halbe Stunde später sind wir schon im Endanflug auf die schmale Piste des Claris Airfields. Fast St.Maarten



Gelandet sind wir übrigens im Gras neben der Piste, nur für’s Taxiing haben wir sie dann gebraucht (Neuseeland-Logik, dass die etwas von unseren Vorstellungen abweicht, ist nichts neues )
Angekommen, vor uns ein (was wir da noch nicht wussten) verregnetes Wanderweekend, also noch ein letzter Blick zurück auf den Trislander.



Achja, zurück ging’s übrigens mit dem Schiff, was viermal so lange dauerte, und nur dank höchster Konzentration nicht in einer Speiorgie endete ;)

Aviatisch war ich jedoch angefixt. Zudem hatte ich die geniale Seite GrabASeat entdeckt, auf der Air New Zealand jeden Tag neue Restkontingente für Spottpreise anbietet. Und so kam es schon bald zu einem weiteren Ausflug, mit einer nur marginal besser aussehenden Kiste:



Einsteigen in dieses unförmige Ungetüm.



Ruck-zuck waren wir parat, taxiing, Intersection takeoff, und schon kurz danach über den Wolken im kurzen Cruise!



Etwas später, wir befinden uns schon im Anflug auf Tauranga und drehen in den Downwind. Linkerhand der Mount Maunganui, das Ziel meines dreistündigen Aufenthaltes – Fotos von dort gibt’s später



Kurzer Cockpitbesuch: Zwei Schubhebel genügen nicht, die gestressten Beech-Piloten müssen auch die Propellerstellung und das Gemisch einstellen!







Nach anstrengender Wanderung bin ich drei Stunden später zurück am Airport. Hier das Tagesprogramm – etwas eintönig...;)



Entsprechend einfach gestaltet sich auch das Einsteigen!



Beastie für den Rückflug steht auch schon bereit ;)



Nach dem Leveloff machte ich mich auf, die Kabine zu erkunden. Hier erklärt sich auch die seltsame Formgebung der 1900D; Man wollte eine Kabine mit Stehhöhe bauen, um mehr Komfort zu schaffen – und wahrlich, für die Grösse des Fliegers hat man viel Platz! Nur der Gang ist etwas sehr schmal geraten...



Als ich da so mit der Kamera rumlungerte, wurde ich plötzlich nach vorne gewunken. Es läuft halt alles etwas unkomplizierter ab bei den Regio-Fliegern!

Captain’s-side, wir sind 70km vom HD NDB entfernt, welches wiederum direkt in der Anflugschneise von Auckland liegt. Man notiere den Traffic auf dem VSI/TCAS:



Noch ein paar Knöpfchen, damit es auch nicht langweilig wird Doch dies ist sowieso nicht der Fall, laut Auskunft der Piloten werde alles von Hand geflogen, ohne Autopilot. Lustiges Gimmick: Der MCI (Manual Callsign Indicator ) in der rechten unteren Ecke ;)



Solche Papierfötzel (dt. Schnipsel) halten täglich Dutzende von Piloten auf Trab: Hier drauf ist der gesamte Arbeitstag aufgelistet. Gleichzeitig ein Paradebeispiel für die Unkompliziertheit der Abläufe in der Beech-Flotte. Kompakt wird alles festgehalten, ohne ganze Regenwälder dafür opfern zu müssen! Links die PAX-Zahl, dann die Flugnummer, Regi des Fliegers, Flughafenpaarung und Dep-/Arr-Zeiten.



Nochmals eine Gesamtübersicht im Descent auf Auckland...



...bevor ich zurück an meinen Platz musste, und mich an der vorbeiziehenden Landschaft erfreute:



Flaring!



Zum Abschluss kann ich verraten, dass ich von einem 1900D-Verabscheuer zu einem regelrechten Fan konvertiert wurde! Die ganze Unkompliziertheit, das händische Fliegen, die niedlichen Flugplätze die man da anfliegt. Einfach toll!
Der Copilot hat übrigens einen ziemlich strengen Job: Er hilft beim Einsteigen, führt den Head count durch, prüft, ob alle ihren Sicherheitsgurt tragen, liest die Safety-Procedures vor, verabschiedet sich dann ins Cockpit, fliegt oder funkt den ganzen Flug über, hetzt nach der Ankunft zur Tür und begleitet die Passagiere aus dem Flieger. Und das bis zu sechs Mal am Tag, bei jedem Wetter...!

Nun war ich vom Regio-Fliegen total angefressen. Diese Lust galt es baldmöglichst zu stillen. Wenige Woche später erblickte ich ein weiteres verlockendes Angebot, zu dem ich sogar den auch Flightforümler SaschaK überreden konnte. Doch diesmal sollte es keine Beech sein...



Es ging also in eine BAe Jetstream32. Was ist das? Wusste ich bis dahin auch nicht, sieht aber so aus ;) Man notiere die Copilotin, einen ihrer Teiljobs erfüllend und geduldig auf die Passagiere wartend. (Achja, zur Kenntnis nehmen: Stark getönte Scheiben – nix gut für Fotos!)



Das Prozedere ist langsam bekannt, 7 Minuten später sind wir airborne. Ein Blick zurück auf Auckland Intl!



Der Flug verläuft ruhig, durch die offne Cockpittür kann man den beiden Piloten wunderbar bei der Arbeit zuschauen. Eine halbe Stunde später drehen wir in den Endanflug auf Taupo!



Diesmal gab’s gar keinen richtigen Aufenthalt. Während draussen die Crew (d.h. die Copilotin, der Captain rührte sich nicht von seinem Sitz ) Papiere mit dem Boden austauschte und das Flugzeug für den Rückflug parat machte, warfen wir einen Blick in’s niedliche Terminal



Beim Einsteigen: Stilstudie!



Tail & Terminal



Wir erzählten der (netten, umtriebigen, stets hart arbeitenden) Copilotin von unserer „Mission“, und fragten, ob wir inflight kurz ins Cockpit schauen könnten. Sie war ganz überrascht, und sichtlich erfreut, dass sich jemand so sehr für einen kleinen Flieger begeistern konnte. Als sie vernahm, dass wir „nur“ in Reihe 6 sitzen würden, begann sie kurz, mit den anderen Passagieren zu debattieren, und „schwupps“ sassen wir in Reihe 1. Doch damit noch nicht genug, sie installierte sogar noch ein drittes Headset im Cockpit und reichte es uns nach hinten! Das muss erst mal einer nachmachen...! Beim Einsteigen, Sascha schreitet voran



Mit Headset bewaffnet überwachte ich den Start.
“Taupo Traffic, Eagle 2099, taking off runway 17, climbing 9000ft initially“

So merkte ich erst, dass der Flughafen sogar unkontrolliert war. Keine Debatte um die Clearence mit dem Tower, keine schikanösen HoldShort-Instructions – das ist ein Leben!

Climbout über dem Lake Taupo, dem grössen See Neuseelands, welcher ein einziger, riesiger Vulkankrater ist!



Die Copilotin hatte das Steuer inne, und führte die Maschine mit sanften Korrekturen der Route (oder daneben) entlang...FMC? Gibt’s nicht AP-Altitude vorrasten? Kennen wir nicht



Blick auf die vitalen Instrumente – für den Fall, dass man einen Radio Failure hat und gleichzeitig eine Lupe mitführt, ist sogar das Morsealphabet aufgeklebt
Besonders angetan hat es mir aber das TAWS (Terrain Awareness System) – ein echter Alleskönner (GPWS, TCAS, NavDisplay, Topographiedarstellung, ...)!



Im Anflug, der Auckland Airport ist links sichtbar!



Und schon wieder auf dem Final auf die 23L!



Zum Abschluss noch eine Gesamtübersicht des Cockpits!



Somit war ein weiteres Regio-Abenteuer viel zu schnell zu Ende, und da Prüfungszeit war, sollte es auch für lange Zeit das Letzte sein...

Wir machen einen Zeitsprung von mehr als einem Monat. Ich habe die Prüfungen hinter mir, und bin nach 2 Wochen Busreise schon im Süden Neuseelands angelangt. Hier treffe ich mich um Neujahr mit den Australischen Spottergebrüdern Savit (merci Joel für den Kontakt ). Sie unternehmen mit einer befreundeten Familie einen Rundflug durch die wunderschöne Gegend Fjordland, und siehe da, sie hatten noch einen Platz für mich frei



Während Mitteleuropa also erst gerade ins neue Jahr torkelt, bin ich schon airborne. Ein ausgezeichneter Jahresstart!



Ein Seitenarm des Lake Wanaka mit den saftig grünen Hängen, typisch Neuseeland!



Neuseeländische Kontraste: Obwohl wir auf einen Fjord (also Meereshöhe) zusteuern, treffen wir auf halber Strecke (100km) auf einen Dreitausender: Der Mount Aspiring!



Ansprechende Flusslandschaften



Wir sind über dem Ozean und drehen in den engen, von 2000 Metern hohen Bergen eingerahmten Fjord Milford Sound ein - ein einmaliges Erlebnis!



Was ich bis dahin noch nicht wusste – es sollte nicht bloss beim Durchflug bleiben, sondern eine Landung und sogar eine Schiffahrt durch den Fjord geben! On finals zum ungemein geschäftigen Milford Sound Airfield, wo die Islander, Cessnas, Pipers und alle anderen Flugapperate im Minutentakt mit Touristen einschwebten:



Unser Fluggerät vor dem meistfotografiertesten Berg Neuseelands, dem Mitre Peak, der steil aus dem Meer emporragt und eine Höhe von knapp 1,7 Kilometer erreicht! Irgendwie verrückt – auf einem Viertel Höhe wäre Zürich, in der Hälfte der Üetliberg, auf der Spitze St.Moritz.
Achja, im Vordergrund unser Fluggerät, in dem übrigens auch schon der Flightforümler Roman alias „Roemer“ atemberaubende Bilder der selben Strecke geschossen hat!



Nach einer eindrücklichen Schifffahrt durch den Fjord ging’s wieder zurück – steiler Climbout den Felswänden entlang



Eine Übersicht über diesen tollen Platz



Dass man sich die aussergewöhnliche Lage etwas besser vorstellen kann!



Der Rückflug führte einigen Tälern entlang, die wiederum sehr typisch waren. Von fast Meereshöhe steigen die Bergflanken bis in eisige Höhen hoch, zuerst von dichtem Regenwald (!) bewachsen, danach von ganzjährigem Schnee überzuckert!



Da wir zwei Familien waren, mussten natürlich auch zwei Flugzeuge eingesetzt werden. Und mit ganzen drei Flugzeugfotografen im Flieger konnte unser Pilot natürlich nicht anders, als in unsere Air-to-Air-Pläne einzuwilligen



Zum Geniessen!



Und schon sind wir zurück im beschaulichen Städchen Wanaka



Die letzten/weiteren zwei Wochen meiner Rundreise gingen wieder ohne Flüge über die Bühne. Die Rückreise aus dem Süden hätte mit dem Bus aber mehr als 3 Tage gedauert – also kurz bei Air New Zealand vorbeigeschaut, und für 20 Euro weniger (!) eine Flugkombination gefunden

Von Nelson im Norden der Südinsel sollte es über das Drehkreuz Wellington ins Zentrum der Nordinsel gehen.
Am ersten Tag machte mir der Wettergott prompt einen Strich durch die Rechnung: „Wellington airport is closed due to heavy fog“ hiess es schon als ich morgens um 6 am Nelson Airport ankam – und die Situation änderte sich den ganzen Tag über nicht. Umbuchungen wurden nur über eine Hotline getätigt, und nach sage und schreibe 47 Minuten (!!!) in der Warteschleife konnte ich mir für den nächsten Tag einen Flug besorgen.



Am nächsten Tag konnte dann geflogen werden, leider wurde jedoch die Saab340, auf die ich sehnlichst gehofft hatte, kurzerhand durch eine Dash8 ersetzt....grml!

Der kurze Hopser über die Cook-Meeresenge war unspektakulär, und der Anflug auf Wellington leider viel weniger windig als erhofft. Hier sind wir über den Marlborough Sounds, einer traumhaften Fjordlandschaft am Nordende der Südinsel:



Ein Cockpitshot musste natürlich trotzdem her!



Und na ja, geräumig ist sie ja schon, diese Dash8, sehr ruhig in der Kabine, und äusserst komfortabel. Trotzdem wäre mir die Saab lieber gewesen...



Nach zwei Stunden Aufenthalt in Wellington ging es dann weiter in die Stadt Rotorua im Zentrum der Nordinsel. Eigentlich sollte dafür das selbe Fluggerät wie vorhin zum Einsatz kommen, doch das Wetter hatte mir eine Überraschung beschert...



Da stand doch tatsächlich eine Dash8-100 der Vincent Aviation, die für Air New Zealand aushalf, da die Wetterkapriolen am vorherigen Tag die ganze Flottenplanung über den Haufen geworfen hatten!



Der Flug führte über dichte Bewölkung, also gab’s nichts sehenswertes zu fotografieren, ausser natürlich das Cockpit beim Aussteigen!



Der letzte Flug ist wiederum ein Regio-Hopser, und führte mich einen Tag vor meinem Nachhauseflug von New Plymouth, wiederum in der Mitte der Nordinsel, zurück nach Auckland:



Davon gibt’s dank Wolkendecke auch nur ein Bild, Prop Nr.1 während des Climbouts am frühen Morgen!




So, das war’s!

Ich muss sagen, ich bin richtig angetan von der Regio-Fliegerei, und werde die spontanen Hopser in den Beeches und Jetstreams vermissen!

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