Wenn einen die Magie des Nordens einmal verzaubert hat, dann lässt sie einen kaum mehr los. So erging es auch mir, als ich 2010 am Ende meiner USA-Reise noch einen Abstecher nach Alaska machte. Die unberührte Schönheit , der Geist der Pioniere und Abenteurer, und nicht zuletzt die vielen aviatischen Leckereien fesselten mich umgehend. Als dann im Jahr darauf Edelweiss Air eine Direktverbindung nach Alaska anbot, war’s um mich schon fast geschehen. Ein guter Kollege erzählte mir schliesslich von seinen Reiseplänen in die Region, und überzeugte mich vollends zur Buchung. Zwar divergierten unsere Interessen und Pläne letztendlich derart, dass wir uns schliesslich nur kurz 15 Minuten am Ende der Welt trafen – aber das Feuer für den Norden war geweckt!

 

Und so entstand in nächtelangen Planungen schliesslich eine ziemlich komplizierte Reise mit dem Ziel, möglichst viele aviatische Highlights dieser Region erleben zu können. Heimliche Höhepunkte sind aber zwei Schiffsreisen entlang Alaskas Küste: Auf den Fähren des Alaska Marine Highway Systems kann man ohne für eine Kabine bezahlen zu müssen übernachten, und sich so in tagelangen Fahrten der schönen Küste entlangtransportieren lassen. Aber natürlich fehlte es auch an Flügen nicht – hier das Programm!

 

 

Inhalt

Prolog: Anreise über die Eiswüsten Grönlands

Teil 1: Extremes Alaska: Reise zu den westlichsten und nördlichsten Aussenposten der USA

Teil 2: Gold Rush: Auf den Spuren des Klondike-Goldrausches

 

 

Prolog: Anreise über die Eiswüsten Grönlands

Der erste aviatische Traum erfüllte sich bereits in Zürich: Mit meiner geliebten Edelweiss Air ins entfernte Alaska zu fliegen war schon schön – aber die Vorstellung des roten Winglets über den endlosen Eiswüsten Grönlands war, was wirklich für meine Vorfreude sorgte.

 

GPS-Track: [url]http://de.wikiloc.com/wikiloc/view.do?id=2506973[/url]

 

Dank einer guten Fee bei Edelweiss konnte ich meinen Wunsch-Sitzplatz reservieren (und erhielt ein paar Tage darauf sogar ein Päckli mit feinen Biberli und Fan-Artikeln – wo gibt’s das noch, im Jahr 2011?). Und die Mühe lohnte sich absolut! Meine erste Begegnung mit der Küste Grönlands – und was für eine!

 

 

Als wären Eisschollen und verschneite Küste nicht schon schön genug, kamen wenige Meilen später auch noch Berge in Sicht. Soooo traumhaft!

 

 

Eis und Schnee, soweit das Auge blickt – hier der zugefrorene Alpefjord

 

 

Selbiger aus einer anderen Perspektive, nachdem ich mich kurz in die Business Class geschlichen hatte :)

 

 

Den Namen dieses Gletschers kenn‘ ich zwar nicht, aber wunderschön ist er trotzdem!

 

 

Leider schob sich dann eine Wolkendecke zwischen uns und die landschaftlichen Attraktionen am Boden, und hätte mir erlaubt, endlich etwas zu schlafen – etwas, für was ich die Nacht zuvor gar keine Zeit hatte. Doch in Anbetracht dessen, was unten vorbei zog, und dass wir uns bis auf 780 Kilometer dem Nordpol näherten, wollte das mit dem Einschlafen nicht so recht klappen. Immerhin wurde mir der Aufenthalt an Bord mit einem feinen Essen versüsst (Lachs als Vorspeise in der Eco in einem Ferienflieger? Wow!) - und dank der leider seeeehr geringen Auslastung hatte man auch mehr als genügend Platz, sich auszubreiten :)

 

[IMG]http://planepics.org/reiseberichte/north2011/edw2.jpg[/IMG]

 

 

Und so hielt ich stundenlang Wache, bis die Wolken endlich wieder den Blick auf die Szenerie freigaben. Wir waren mittlerweile schon über der abgeschiedenen Seen-Landschaft Nordkanadas angekommen – und ich traute meinen Augen kaum, erblickte ich doch plötzlich den Zürichsee!!

 

 

Über die Mackenzie Mountains hinweg führte uns der Flug zu unserer Zwischenstation, Whitehorse, Hauptstadt des kanadischen Yukon-Territoriums und im zweiten Teil des Berichts Schauplatz weiterer Abenteuer. Der Anflug war ganz nett, führte uns zuerst relativ tief über die umliegenden Hügel und schliesslich ins Tal des Yukon Rivers

 

 

Here we are! Während die Maschine gereinigt und die Crew ausgetauscht wurde, durften die Passagiere, die nach Anchorage weiterreisten, sich im Transferbereich des kleinen Terminals etwas die Füsse vertreten

 

 

Der (typisch nordamerikanische) Schlepper steht schon da, es kann weitergehen!

 

 

Während des kurzen Hüpfers nach Anchorage wurde landschaftlich nochmal so einiges geboten, klarem Wetter sei Dank! Just an der Grenze zu Alaska zeigen sich die St. Elias Mountains von ihrer besten Seite, hier mit dem Anderson- und Chitina-Gletscher

 

 

Just bevor wir unseren Sinkflug in Richtung Anchorage starten, gibt’s nochmals ein paar alpine Impressionen – diesmal aus den Chugach Mountains

 

 

Nur gerade 15 Minuten später sind wir in Flughafen-Nähe, und werden über die schöne Seenlandschaft hinweg in den Anflug der Piste 14 gelotst. Welcome to Alaska!

 

 

Schönes Wetter ist in Alaska ein rares Gut, dementsprechend muss man es nutzen! Eigentlich hatte ich nur vier Stunden bis zu meinem Weiterflug auf die Insel Kodiak. Aber das Frachterparadies bei diesen Bedingungen vor Sonnenuntergang zu verlassen wäre natürlich die Höchststrafe! Glücklicherweise erlaubt Alaska Airlines bis zwei Stunden vor Abflug das kostenlose Umbuchen sämtlicher Flüge – Heureka! Kurz ein paar Tasten auf dem iPhone gedrückt, mich auf den Abendflug umplatziert, und schon hatte ich Zeit, an die Piste zu düsen und Päcklibomber zu jagen! :D

 

 

Neben den metallenen Vögeln wurde ich dort am Spotting-Point auch gleich von einem tierischen Empfangskomitee willkomen geheissen: Zwei eindrückliche Bald Eagles, die Wappentiere der USA, spielten wenige Meter über mir Fangen. Was für ein toller Start in die Ferien!

 

 

Diese nahezu unverschämte Glückssträhne erlebte endlich den lange überfälligen Dämpfer, als trotz dreimaligem Anruf und mehr als einer Stunde Wartezeit einfach kein Taxi kam, um mich aufzugabeln und zurück zum Flughafen zu bringen. Schliesslich fand ich aber eine nette Seele, welche diesen Job spontan übernahm, und erreichte auch meinen letzten Flug für diesen Tag:

 

Es ist schon spät, als die beiden Props unserer kleinen Dash-8 nach kurzem Taxiing zur Höchstleistung auflaufen, und uns in den Abendhimmel bugsieren

 

 

Nun schien es mit dem Glück aber definitiv aus zu sein, denn wie wir aus dem Cockpit informiert wurden, habe eine Front unsere Destination Kodiak erreicht – Regen, Wind, tiefhängende Wolken, das ganze alaskische Programm halt. Ob unter diesen Bedingungen eine Landung durchgeführt werden könne, sei zweifelhaft – aber sie hätten sich entschieden, es zu versuchen. Wenn ich nach mittlerweile 48 Stunden auf den Beinen eines nicht wollte, dann nach Anchorage zurückkehren und auf einer harten Flughafen-Sitzbank schlafen. Knapp 200 Meter beträgt das Sicht-Minimum beim ILS-Anflug auf die Piste 25 – und glücklicherweise erblickte ich (und offenbar auch die Piloten) kurz davor endlich das aufgewühlte Meer und nur Sekunden später auch die Piste. Welcome to Kodiak!

 

 

Teil 1: Extremes Alaska: Reise zu den westlichsten und nördlichsten Aussenposten der USA

*Die* Attraktion schlechthin auf der Bäreninsel Kodiak ist natürlich das Bear Viewing. Zahlreiche kleine Familienunternehmen bieten per Flugzeug Touren an, die einem zu Meister Petz bringen – und ich hatte mir ein besonderes Schmankerl ausgesucht: „Harvey Flying Service“ bestreitet diese nämlich mit einem alten Amphibienflugzeug vom Typ Grumman Widgeon. Doch auch der coolste Flieger kann nicht abheben, wenn sich die Wolken dermassen tief ausbreiten wie an den folgenden beiden Tagen. Tja, Pech gehabt – wenn die Natur nicht will, will sie eben nicht.

So stand ich vor der schwierigen Aufgabe, meine Zeit im vor der sommerlichen Fischerei-Saison noch relativ ausgestorbenen Fischersnest rumzukriegen. Gut 6‘000 Menschen leben hier.

 

 

 

Immerhin hatte ich so seeeeeehr viel Zeit, mich im einzigen grossen Supermarkt mit gehörig Proviant und Lesestoff für die kommenden drei Tage auf See einzudecken. Äh eben, sehr viel Zeit :)

 

 

Bis ans Ende der Aleuten mit der M/V Tustumena

 

Endlich war die Zeit für die nächste Etappe gekommen: Die Fahrt hinaus auf die Aleuten, die Inselgruppe, die sich wie eine Perlenkette von Alaska bis fast nach Russland erstreckt. Zweimal im Monat sticht die gute alte M/V Tustumena von Kodiak aus in See, und bringt einem innerhalb von knapp drei Tagen auf einen der westlichsten Aussenposten Amerikas; Dutch Harbor.

 

 

Das Fährschiff, das Platz für 200 Menschen und 40 Autos bietet, ist ganz schön klein! Damit soll ich nun über den ruppigen, offenen Ozean schippern? Ja wunderbar!

 

 

Mit einer Stunde Verspätung stechen wir nachmittags in See und lassen die Insel Kodiak hinter uns. Trotz des relativ bescheidenen Wetters gibt’s immer was zu sehen: Zahlreiche Fischkutter und ansprechende Szenerie...

 

 

...lauschige Plätzchen, die nur nach einem Wasserflieger rufen...

 

 

...oder schier grenzenlose Weite auf dem Meer!

 

 

Das tollste an den Alaska-Fähren ist aber, dass das Schlafen auf Deck ausdrücklich erlaubt ist, und man nicht für teures Geld eine Kabine erwerben muss. Die ganz hartgesottenen bauen ihr Zelt auf dem Wind und Wetter ausgesetzten Achterdeck (Mirko, gsehsch, ich bin lernfähig!) auf, ich dagegen begnüge mich mit einem lauschigen Plätzchen zwischen den Sitzreihen des geheizten Aufenthaltsraums. Das mit dem "zwischen den Sitzreihen" ist übrigens nicht nur dem Platzmangel geschuldet, sondern diese dienen gleichzeitig als potente Verdunkelung gegen die ewige Helligkeit der alaskischen Sommernacht.

Et voilà, hier mein bescheidenes Reich für die nächsten drei Nächte! Samt spannendem Buch und feiner Zwischenverpflegung, was braucht man mehr?!

 

 

Das Schiff war gut gefüllt mit Fischersfamilien, die für die sommerliche Angelsaison auf die abgelegenen Inseln fuhren. Ins Gespräch kam man rasch, und die mitgekriegten Stories waren durchaus erhellend: Da war zum Beispiel Nathan, der 20-jährige indianische Fischersjunge aus einem 100-Seelen-Dorf auf einer abgelegenen Insel; der, obwohl er seit Kindsbeinen an täglich zur See fährt, die Nacht auf der Fähre trotz frostigen Temperaturen und bissigem Wind gänzlich draussen verbrachte, weil er auf Schiffen dieser Grösse sonst immer seekrank wird; und der, als er mit 15 das erste Mal in ein städtisches Einkaufszentrum gelangte, eine Stunde lang mit der Rolltreppe rauf und runter fuhr, weil er bisher noch nie so etwas erlebt hatte. Das sagt alles über das Leben in der Abgeschiedenheit aus - und sein mit sämtlichen Namen der Familienmitglieder sowie des familieneigenen Kutters bestickter, oranger Pulli einiges über den berührend engen Zusammenhalt in diesen Communities.

 

 

So verbrachte ich denn viel Zeit auf dem offenen Aussichtsdeck...

 

 

... und nahm andere Schiffe und eindrückliche Landschaften ins Visier :)

 

 

 

Und das Ausharren in der Kälte wurde belohnt: Punkt 21:51 Uhr blinzelte die Sonne für wenige Minuten durch die Wolken, und Mutter Natur bescherte mir sogar noch meine erste Orca-Sichtung. Eindrücklich!

 

 

 

Nach diesem Erfolgserlebnis verzog ich mich nach Drinnen an die Wärme, wo die guten Gespräche weitergingen. Um 12 Uhr schliesslich zog die Crew die Vorhänge, es war Nachtruhe angesagt. Und so liess ich mich vom Schaukeln der Wellen und dem entfernten Summen des Schiffsmotors in den Schlaf wiegen – soooo schön!

Am nächsten Morgen waren die Wolken noch immer da, und so frühstückte ich erst mal ausgiebig. Natürlich hätte es an Bord auch ein Restaurant gegeben – aber erstens musste ich ja langsam meine Panik-Käufe zu verputzen beginnen, und zweitens gefiel es mir eigentlich ganz gut so, komplett selbständig und unabhängig zu sein. Wenn schon Abenteuer, dann richtig. Auch wenn ich mir zum Frühstück was Besseres als sehr intensiv riechendes Lachs-Jerky auf matschigem Ami-Brot hätte vorstellen können :D

 

 

Draussen war nicht viel zu sehen, und so erreichten auch bescheidene Sehenswürdigkeiten bald einmal den Status eines Highlights. So wie diese Felsinsel hier, deren geologische Beschaffenheit sicher interessant wäre, wenn man sich damit auskennte. Sie hört auf den wunderschönen Namen Kak Island.

 

 

 

Endlich steht das erste wirkliche Highlight an: Kurz nach dem Mittag erreichen wir den ersten Hafen, das Dorf Chignik. Bescheidene 79 Leute leben hier ganzjährlich – doch in der sommerlichen Fischfangsaison strömen Unmengen an Fischern und Hilfskräften herbei, um auf See oder in den zahlreichen Konservenfabriken Arbeit zu finden.

 

 

Erste Häuser kommen in Sicht, vor dramatischer Kulisse

 

 

Wir erreichen Chigniks Anlegestelle. Hier ankerten schon die riesigen Segelschiffe, die ab 1900 zehntausende Arbeiter direkt von San Francisco in die Fischfabriken des Dorfes brachten – und diese Hütte scheint mir nicht viel jünger zu sein ;)

 

 

In Chignik ankerte auch unser Schiff – knapp 2 Stunden dauerte es, bis die zahlreichen Autos sowie zwei Bagger aus dem unteren Deck entladen waren. Diese Chance nutzte ich, mich kurz im Dorf umzuschauen, und dort die sagenhaften Donuts einer Einheimischen – *die* Attraktion im Ort, und irgendwie auf der ganzen Inselgruppe bekannt – zu probieren. Derweil ist aber die Fähre das beste Restaurant im Dorf, weshalb sich sämtliche Einwohner während den zwei Stunden Aufenthalt des Schiffes im Bordrestaurant versammelten und dem nur jeden Monat vorbeidampfenden Festschmaus von Burgern und Fritten frönten.

 

 

Chignik war *der* grosse Halt auf der Fahrt, und der Grossteil der Leute stieg hier aus. Als wir schliesslich wieder ablegten, war es seltsam still geworden an Bord: Neben mir waren nur noch zwei Dutzend vogelverrückte Rentner übrig geblieben, und die zwischen ausgedehnten Mittagsschläfchen und noch ausgedehnteren Kriegsgeschichten abgehaltenen Konversationen drehten sich fortan hauptsächlich um weltbewegende Themen wie die Unterscheidungsmerkmale der Dreizehenmöwe und der Klippenmöwe. Einer, der dagegen kerosinbetriebene Stahlvögel fotografiert, war den Bird-People äusserst suspekt und wurde mit verachtenden Blicken gewürdigt, wie sie sonst wohl nur für einen dreiflügligen quietschpinken Steinadler ausgepackt würden.

 

Okay, ich muss aber zugeben, das gesehene Wildlife war durchaus beachtlich: Immer wieder schwammen Fischotter neben unserem Schiff, oftmals konnten sie sogar dabei beobachtet werden, wie sie im Rückenschwumm mit Steinen Muscheln zu öffnen versuchten. Und auch an gefiederten Freunden mangelte es nicht – wenngleich sie ziemlich schwierig festzuhalten waren. Das alles so einfach im Vorbeifahren von der Fähre aus zu sehen ist schon toll; wie eine Fahrt durch den Zoo!

 

Hier eine kleine Collage des Gesichteten; der Nager stammt von einem späteren Landausflug, trieb also nicht auf dem Schiff sein Unwesen ;)

 

 

Auch die Szenerie war ganz nett, wenngleich ihr die dicke Wolkendecke natürlich einen Grossteil ihrer Schönheit stahl. Hier eine spezielle Felsformation namens Castle Cape...

 

 

...und hier irgendeine unscheinbare aber trotzdem nette Landschaft entlang der Route. Und mein alter Geografie-Lehrer hätte angesichts der gut sichtbaren Gesteinsschichten sicherlich zehn Salti rückwärts aufgeführt :D

 

 

Um 22 Uhr laufen wir schliesslich im Örtchen Sand Point ein. Knapp 1000 Leute wohnen hier, und auch sie leben hauptsächlich vom Fischfang – das ist auch, wofür der Ort 1898 gegründet wurde.

 

 

Trotz peitschenden Winden mache ich mich wiederum kurz von Bord und posiere stolz vor meinem Schiff: Yay, ich habe bis hierhin überlebt! :)

 

 

Den Rest des Abends verbringe ich eingekuschelt in meinen Schlafsack mit der Lektüre meiner Buschpiloten-Bücher. Mittlerweile bin ich fast der einzige, der im Aufenthaltsraum nächtigt, die in die Jahre gekommenen Vogel-Beobachter ziehen sich jeweils ziemlich früh in ihre Kabinen zurück. So kann ich die Ruhe, die Fahrt, und die einzigartige Ambiance geniessen.

 

Um 06:30 am nächsten Morgen laufen wir im Örtchen King Cove ein - Wolken, Nebel, ein langer Holzsteg, dahinter ein paar nichtssagende Blechbüchsen-Häuschen - finde die 10 Unterschiede zu den bisherigen Stopps. Doch Rettung vor der Monotonie naht am nächsten Halt.

 

Highlight des gestrigen Tages war nämlich auch eine Verlosung von Sitzen auf einer Gratis-Tour durch ein (na, was wohl) Vogel- und Naturreservat für heute gewesen. Um den Bordfrieden nicht zu stören, warf auch der Meyer ein Zettelchen mit seinem Namen in die Losbox - und wurde prompt gezogen. Was auch kein Wunder war, als nämlich schlussendlich jeder Gast einen Platz gewann. Aber irgendwie muss man die Kundschaft ja am Leb...äh, bei Laune halten - und es funktionierte durchaus, alle Birdies waren happy und konnten sich danach stundenlang begeistert über den soeben erlebten Nervenkitzel der Losziehung unterhalten.

 

Anyway. Als wir schliesslich mittags in Cold Bay (welch passender Name...) einlaufen, steht schon ein Bus bereit, um uns ins Natur-Reservat zu verfrachten. Auf der Ranger-Station bringen uns zwei enthusiastische Guides in Nationalparks-Kluft die Naturschutz-Anliegen näher – derweil ich lieber mit der ausgestopften Fauna auf Tuchfühlung gehe.

 

 

Daraufhin wurden wir per Bus durch die karge Landschaft gekarrt. Ziel wäre es eigentlich gewesen, Bären aufzustöbern, doch leider wollten sich diese nicht zeigen. Stattdessen zeigte sich jemand anderes endlich mal wieder so etwas wie, nämlich die Sonne. Der spezielle Charme vom Ende der Welt...;)

 

 

Die Aleuten bestehen aus unzähligen Vulkanen und einer atemberaubenden schönen Landschaft, was leider im trüben Wetter fast in Vergessenheit geriet. Immerhin konnte ich hier zwei von ihnen ansatzweise aufs Bild bannen

 

 

Und noch ein etwas besserer Blick auf einen von ihnen, den 2'000 Meter hohen Frosty Volcano

 

 

Zurück auf dem Schiff ging’s eine Station weiter – nur wenige Stunden war’s bis False Pass, unserem nächsten Halt. Die enge Passage hier war offenbar schon einigen Seefahrern zum Verhängnis geworden und wurde als besonders spektakulär angepriesen – leider aber war der Nebel so dicht, dass wir keines der beiden Ufer sahen und mehr oder weniger durchs trübe Nichts glitten wie die untote Crew der "Black Pearl". Nach False Pass waren wir auf der nördlichen Seite der Inselkette unterwegs, und damit nicht mehr im Nordpazifik sondern in der rauhen Beringsee – was man am leicht erhöhten Wellengang merkte. Hier ein Video vom Achterdeck, allerdings ohne grossen Wellengang:

 

Aber ich war ganz froh hielt sich das Meer einigermassen im Zaum – denn auf der Tustumena kann’s auch so aussehen (nicht von mir):

 

Wahrlich werde ich während der kommenden, letzten Nacht merklich mehr durchgeschüttelt und höre öfters die Wellen gegen den Bug knallen, aber es ist und bleibt mega gemütlich und absolut eine tolle Erfahrung!

Zu viel Schlaf gibt es allerdings nicht: um halb sechs in der Früh laufen wir im Örtchen Akutan ein, dem letzten Zwischenstopp.

 

 

Endlich liegt die Wolkenbasis mal etwas höher, sodass es ansatzweise ein Panorama gibt!

 

 

Die Kirche von Akutan hat eine besondere Bedeutung für mich: Wenn ich sie auf diesem Trip noch einmal erblicken soll, bedeutet das, dass ich einen aviatischen Traum verwirklichen konnte!

 

 

Wir verlassen die ruhigen Wasser der Bucht von Akutan wieder und fahren ein letztes Mal aufs offene Meer hinaus, hinüber nach Dutch Harbor

 

 

Drei Stunden später kommt der Endpunkt der Reise und mein Ziel in Sicht: Der Ort Dutch Harbor auf der Insel Unalaska!

 

 

Noch etwas hin- und herschwankend stehe ich wieder auf festem Boden und nehme von der Tustumena Abschied. Ja, ich habe den alten Kahn während der letzten drei Tage richtig liebgewonnen. Klein, einfach, überschaubar – aber auf spezielle Art sehr heimelig. Und auch wenn das Wetter das Erlebnis natürlich arg getrübt hat (aber damit muss man rechnen...) und ich mich über die Langeweile an Bord das eine oder andere Mal lustig gemacht habe: Es war so richtig schön! Ich habe die drei Tage richtig genossen. Kein Handynetz, kein Fernsehen, kein Stress – nur einsame Natur, interessante Menschen, und viel Zeit, herunterzufahren und zu geniessen. Wer auf solche Dinge steht und nicht immer Tohuwabohu braucht, dem kann ich diese Reise nur empfehlen!

 

Aber wer denkt, der Bericht sei jetzt am Ende, der liegt meilenweit daneben - nun startet der aviatische Teil! Ich bezog im Grand Aleutian Hotel mein Zimmer – dessen Grandeur ist zwar schon längst verblasst, aber der Schuppen ist nunmal die einzige wirkliche Absteige auf der Insel. Auf dem Weg erblickte ich einen der unzähligen, nahegelegenen Vulkane.

 

 

Von dort machte ich mich auf zum Flughafen, um mich nach dem Status meines nächsten Flug-Abenteuers zu erkundigen. Aber Petrus war in Kampflaune und peitschte Schauer um Schauer über die Insel, bis mein Flug nach fünfstündigem Herumschieben ganz abgeblasen wurde. So verbrachte ich den Rest des Tages im Hotel mit allen elektronischen Annehmlichkeiten, und fiel über den nahegelegenen Supermarkt her; aus unerklärlichen Gründen gibt’s dort am Ende der Welt übrigens mehr Lindt-Schoggi-Variationen als hier bei uns, und sie sind erst noch günstiger, während der Lachs um ein Vielfaches teurer ist.

 

Nach einer unruhigen Nacht – das Hotel beherbergt auch eine der einzigen Bars im Ort, und es war Samstag Abend – reist mich das Telefon früh aus dem Schlaf. Michelle von der Fluggesellschaft PenAir meldet sich fröhlich zirpend mit der Neuigkeit, dass das Wetter heute morgen fabelhaft sei. Ob ich in 20 Minuten am Flughafen sein könne? Müsste passen, meine ich, stürze mich umgehend in meine Kleider, schnappe meinen Rucksack und stürme nach Draussen. Was klingt wie die üblichen herbeigesponnenen Wunschtraum-Märchen zu Beginn von Flugsimulator-Berichten, geschah heute Morgen wirklich. Willkommen in Alaska!

Den gesamten Flug und die zahlreichen Bilder findet man hier: http://planepics.org/cms/index.php/adventures/112-goose

 

 

Am Abend war auch für mich die Zeit gekommen, den Aleuten Adieu zu sagen und zurück in die Zivilisation aufzubrechen. Um 20 Uhr checkte ich für 21-Uhr-Flug nach Anchorage ein, wurde auf den nirgendwo publizierten 19-Uhr-Flug vorgebucht, der aber dann schliesslich doch mit zwei Stunden Verspätung um 21 Uhr abhob. Aha. Immerhin hatte ich so Zeit, noch weitere Impressionen des schnuckeligen Airports zu sammeln

 

 

Wie der Flug war? Tja, bei drei Stunden in einer lauten, alten Saab 340 (abermalige Typenpremiere, ich hätt’s fast verpasst!) gibt's nicht viel schönzureden. Da half auch der nette Zug nichts, die Flight Attendant statt in einer deplatzierten adretten Uniform adäquat in einer Windjacke auftreten zu lassen. Immerhin: Kurz vor der Landung in Anchorage konnte ich fast genau um Mitternacht einen wunderschön kitschigen Sonnenuntergang bewundern - das perfekte Ende für einen märchenhaft gelungenen Tag!

 

 

Und schon kommt Anchorage in Sicht, die Uhr zeigt fast 12 Uhr

 

 

Der nächste Tag war dann komplett dem Spotting in Anchorage gewidmet; zwar war das Wetter nicht so gut wie am Ankunftstag, aber die Ausbeute weiss auch so immer zu gefallen :)

 

 

Ab an den Arktischen Ozean: Barrow, die nördlichste Stadt der USA

 

Tags darauf musste ich um 4 Uhr aus den Federn, denn ich hatte viel vor!

 

GPS-Track: [url]http://de.wikiloc.com/wikiloc/view.do?id=2505990[/url]

 

Das erste Leg von Anchorage nach Fairbanks war uninteressant - zwar läge der höchste Berg der USA, Mount Denali, an der Strecke, doch der hüllte sich leider wie so oft in Wolken. Erst im Anflug gibt's was zu sehen - der Tanana River begrüsst uns im "Hinterland"

 

 

Kurz vor der Landung überfliegen wir den Fluss schliesslich

 

 

Kommentar der Flight Attendant: "Welcome to Fairbanks, my hometown, and the most beautiful city in the world!"

 

Die meisten Passagiere haben unseren Flug nur als Shuttle von Anchorage nach Fairbanks benutzt; doch jetzt fängt der Spass erst richtig an! Nach einer halben Stunde werden wir wieder vom Gate zurückgestossen und nehmen das zweite Leg des Tages in Angriff: Hoch zum toten Ross, nach Deadhorse.

 

Einer der vielen schönen Flüsse auf der Strecke, der Hodzana River

 

 

Zwanzig Minuten später sieht die Szenerie schon vollkommen anders aus: Willkommen in der Region North Slope über dem Polarkreis!

 

 

Obiges Bild entstammt schon dem Anflug auf Deadhorse, wo wir kurze Zeit später landen. Und auf dem Apron begrüssen mich schon zwei Leckerlis, eine 737-200 einer Ölgesellschaft sowie eine DC-6 von Everts Air Cargo. Weshalb der ganze Aufmarsch? Unter der nahegelegenen Prudhoe Bay befindet sich das grösste Ölvorkommen der USA, welches natürlich fleissig ausgebeutet wird. Dementsprechend gibt es einen stetigen Bedarf an Maschinen und Ersatzteilen.

 

 

Doch nicht nur Geräte müssen eingeflogen werden, sondern auch die über 3000 Arbeiter kommen alle mit dem Flugzeug. Auch unserem Flieger entsteigen ein paar Dutzend Männer in Overalls. Die aufmerksame Flight Attendant wünscht dabei jedem von ihnen eine schöne Arbeitswoche. Kurz später steigen ebensoviele Arbeiter zu und die F/A stellt auf "na, gute Woche gehabt? Bereit für die Rückkehr nach Hause, Honey?" um - aha, Schichtwechsel im hohen Norden.

 

 

Die Crew umsorgt derweil die zugestiegenen Arbeiter ("want a beer after your hard week, honey?"), was die Augen der sichtlich erschöpften Männer zum leuchten bringt. Als ich die F/A anspreche und ihr gratuliere, dass ich noch nie einen so herzlichen Service erlebt hätte, ist sie ganz überrascht und meint: "This is Alaska, these are my people. I'm honored to serve them."

 

Netter Service nicht, weil es einen Bonus gibt oder so im Arbeitsvertrag steht, sondern weil einem die Passagiere am Herzen liegen - dass ich das noch erleben darf! Jaja, der gute Alaska Spirit mal wieder :)

 

 

Nach einer guten halben Stunde sind wir auch hier durch, und nehmen die letzte Destination des Fluges ins Visier: Barrow, die nördlichste Stadt der USA. Der Flug dorthin bietet nochmals genügend Gelegenheiten, sich am seltsamen Charme dieses Erdteils sattzusehen.

 

 

Achtung: Was wir hier überfliegen ist nicht etwa das Wolkenmeer, sondern der zugefrorene arktische Ozean! Wunderschön!

 

 

Selbigen überfliegen wir auch eine halbe Stunde später wieder, als die Piloten die 737 mittels eines Teardrop-Approaches auf die Piste in Barrow ausrichten. Hier ist der "Breakup" aber bereits erfolgt, das Eis treibt nur noch in Schollenform umher

 

 

Willkommen in Barrow, am Ende der Welt! Wir platzen mitten in einen Schneesturm hinein (Mitte Juni!), und auch sonst wirkt das Nest nur begrenzt attraktiv

 

 

Vom Haupt-Terminal (im Bild oben) disloziere ich zum "Terminal" für die Buschflüge...mmhm, okay, praktische Architektur halt :)

 

 

Es ist aber nicht das Terminal, das mein Interesse geweckt hat, sondern was gerade davor zum Stehen gekommen ist: Die DC-6 aus Deadhorse! Und wie mir ein Flughafen-Mitarbeiter erzählt, soll in wenigen Minuten ein Auto ausgeladen werden. Ein Auto? Ich zweifle. Doch wahrlich, hier ist es!

 

 

Barrow gefällt mir also nicht wirklich, und ich habe noch etliche Stunden, bis mich der Alaska Airlines-Abendflug wieder aufgabeln und zurück in die Zivilisation bringen wird. Also entschliesse ich mich, den Alaskan Spirit noch etwas zu strapazieren und frage am Schalter, ob es möglich sei, gegen ein kleines Entgelt einen der Buschflüge zu begleiten. Und siehe da, es ist - es geht auf eine Runde in die nahegelegenen Eskimo-Dörfer Wainwright und Atqasuk!

 

Ein eigener Bericht zu diesen Flügen findet sich hier: http://planepics.org/cms/index.php/adventures/113-goose

 

 

Fünf Stunden rum, nur nochmals fünf rumzukriegen. Was mache ich bloss damit? Ich erkundete etwas die Gegend rund um den Airport, doch so recht gefallen wollte es mir hier nicht

 

 

Der Schlosser hatte mir den Rat gegeben, doch ein Taxi für eine kurze Rundtour durch die Stadt zu chartern, die seien hier so günstig. Der herbeigerufene philippinische Taxifahrer hatte zwar überhaupt keine Ahnung, was ich von ihm wollte, gab dann aber trotzdem die Preise durch: "Törti Minu törti dolaaaah, sitti Minu fipeti dolaaaah". Alles klar?

Immerhin, er brachte mich erst einmmal zum Ozean - aaaaha. Also noch ein paar Eis-Bilder! :)

 

 

Auf Tuchfühlung mit dem zugefrorenen Tümpel

 

 

Der Fahrer war aber erst der Vorgeschmack auf Barrow selber; Hach, wo war ich hier nur gelandet. Klar ist das Leben in der Abgeschiedenheit nicht einfach, und wieso auch den Ort sauberhalten, wenn sich eh kaum je ein Auswärtiger dorthin verirrt. Aber eine gewisse Grundwürde, Leute, come on! Barrow brannte sich nämlich als ein lieblos hingeworfenes Ensemble von Bruchbuden in Erinnerung, zwischen welchen allerei Schrott - vom Kindervelo über Bootsmotoren und Skidoos bis hin zu ganzen schief in der Gegend liegenden Fischkuttern - munter vor sich hin rottete.

 

 

Aber nichts desto trotz, Regeln müssen sein!

 

 

Da machte es auch nix, dass des Taxifahrers Englisch nicht zu Kommentaren über Sehenswürdigkeiten ausreichte - es gab nämlich schlicht keine, von einem Dutzend zur Schau gestellten Walkiefern (bei jedem rief der Fahrer freudig: "Pictschuuu, Pictschuuu", weil er sie so fotowürdig fand) mal abgesehen. Okay, irgendwie sind sie ja schon noch imposant...

 

 

Hier drehte ich den Spiess mit dem Pictschuuu mal um, denn das Taxi passte so wunderschön vor den gigantischen Kiefer dieses Wals, der 15,7 Meter in der Länge mass. Der (besser: die, es war nämlich eine Wälin, oder wie das heisst :)) wurde in meinem Geburtsjahr erlegt - mit 14 Booten fuhren die Männer nach draussen, um das Riesenvieh zu bändigen!

 

 

Letzte Option: Flucht in die Natur! 15 Kilometer nördlich der Stadt liegt Point Barrow, der nördlichste Punkt der kontinentalen USA. Nach einem holprigen Ritt auf einer abenteuerlichen Schotterpiste war es geschafft: Auf einer schmalen Landzunge umringt vom Eis des Ozeanns stehend, richtete ich meine Blick nach Norden - 2090 Kilometer bis zum Nordpol!

 

 

 

Eine weitere Stunde rum. Nur noch vier, die ich aushalten muss. Und da gab ich auf und zog mich ins Terminal zurück. Ich genoss es, hier gratis WLAN zu haben, während es in der ganzen Stadt sonst noch nicht einmal ein Mobilfunknetz gab! Wie auch immer die Datenpakete den Weg durch die Tundra finden, etwas crazy war es ja schon. Aber immerhin überbrückte es hier, im Niemandsland, meine Wartezeit auf den Rückflug in die Zivilisation. Und nach einem ausgedehnten Schläfchen war es endlich Zeit dafür.

 

GPS-Track: [url]http://de.wikiloc.com/wikiloc/view.do?id=2505992[/url]

 

Und als ich im Anflug auf Fairbanks das erste Mal wieder dichte Wälder in sattestem Grün erblickte, war ich erleichtert. So einzigartig und speziell die Region am Polarmeer sein mag - irgendwann mag man keinen einzigen gefrorenen Tümpel mehr sehen, und sehnt sich nach etwas landschaftlich Greifbarerem als nur kargen dunklen Tundraböden. Und letzlich freut man sich, in einer Stadt zu landen, wo ab und zu mal die Strassen gefegt und Unrat fachgerecht entsorgt wird. Aber ein bereichernder Tagesausflug war's allemal!

 

 

A propos Alteisen entsorgen - das war auch gleich das Programm für den nächsten Tag: Ein Besuch bei Everts Air Cargo, bei den wenigen aktiven Maschinen und den vielen Ausgeschlachteten - wie in diesem riesigen fliegenden Wohnzimmer hier, dem Cockpit einer Fairchild C-119G Flying Boxcar!

 

 

Das alles wird dann auch einmal in einem Spotterbericht zu sehen sein. Aber auch dieser erste Teil des Reiseberichts ist nun zu Ende. Und so verabschiede ich mich standesgemäss patriotisch :)

 

 

 

Teil 2: Gold Rush - auf den Spuren des Klondike-Goldrausches

Die "Inside Passage" entlang Alaskas Westküste, von Bellingham nach Skagway mit der M/V Columbia

Der Titel Gold Rush ist nicht zufällig gewählt: Wie die 100'000 hoffnungsvollen Goldsucher 1897 während des Klondike Gold Rush, mache ich mich vom Nordwesten der USA auf den Weg per Schiff nach Alaska. Danach geht's mit der Bahn über den White Pass nach Whitehorse in Kanada, und schliesslich zur Quelle des Goldes, nach Dawson City. Weiter geht die Reise in einer Nordrunde über die Hauptstadt der Inuit-Eskimos, Inuvik, bis nach Yellowknife, wo mein persönlicher Goldschatz wartet: Die 70-jährige DC-3 von Buffalo Airways!

 

 

Hatte die gute alte Tustumena auf den Aleuten auf ihrer bescheidenen Länge von 90 Metern noch Platz für 211 Passagiere und 36 Fahrzeuge, ist die "Columbia", das Flagschiff der Linie, eine Klasse grösser: Auf 127 Metern finden hier 500 Passagiere und bis zu 134 Fahrzeuge Platz. Und das braucht es auch: Ihre Stammroute, die Inside Passage von Bellingham nach Skagway, ist aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit sehr beliebt und stark frequentiert.

 

Nachdem ich erst etwas Mühe habe, inmitten all der lauten Gruppen von College-Studenten ein Plätzchen zu finden (es geht hier schon anders zu als auf den Aleuten...), werde ich doch noch fündig: Auf dem deckenbeheizten aber frischluftigen "Solarium-Deck". Dutzende Leute hatten hier bereits Zelte aufgebaut, oder sich auf Liegestühlen, Klappstühlen und Matratzen häuslich eingerichtet. Auch hier war's zwar schon proppevoll, aber ich entdeckte gerade noch eine freie Fläche, welche gross genug für mich und meine Schlafmatte war. Freiluftschlafen auf einem Schiff - etwas Adventure kann ja nicht schaden!

 

 

Schon bald lassen wir Seattle hinter uns und fahren in die Dunkelheit davon. Am Abend sind am Horizont noch die hellen Lichter von Vancouver sichtbar, aber bald ist's Zeit, mich in den Schlafsack zu verziehen. Mit leichten Wellenbewegungen, einer frischen Brise und den wärmenden Heizstrahlern über mir schlafe ich königlich!

 

Wir verbringen den ganzen nächsten Tag auf See, während wir der kanadischen Küste entlangtuckern. Mal wieder hängen die Wolken tief, viel gibt's noch nicht zu sehen. Bis auf einige Zugbootverbände - interessante Transport-Art, kannte ich noch gar nicht!

 

 

Sonst lässt das unspektakuläre Wetter viel Zeit, sich im Schlafsack einzugraben und weitere Buschpiloten-Literatur zu verschlingen. Schön entspannend!

 

 

Auch wenn Petrus nicht ganz mitspielt, gibt's immer was zu tun. Einige bestaunen die Landschaft, ein paar Jungs spielen mit dem Hacky Sack, ein Lehrer animiert seine Schulkasse zum Trällern von Liedchen. Richtig nett!

 

 

 

 

Ja, sogar ein paar Sonnenstrahlen verirren sich auf den Boden :)

 

 

"Inside Passage" heisst das Spektakel, weil man sich durch unzählige Kanäle und Meerengen nach Norden hangelt. Langsam werden die Wasserstrassen enger...

 

 

...und die Landschaft wird imposanter!

 

 

Immer wieder säumen tosende Wasserfälle den Weg

 

 

 

Und nach einem nicht allzu ereignisreichen, aber dafür sehr erholsamen Tag auf See steuern wir in die kurze Nacht hinein...

 

 

Als ich nach einer wiederum sehr angenehmen Nacht wieder erwache, laufen wir bereits in Ketchikan ein.

 

 

Hier sehe ich zwei Dinge, die ich früh morgens auf nüchteren Magen nicht unbedingt gebraucht hätte ;)

 

 

Die Dame links ist eh bekannt; und dass Ketchikan eine beliebte Kreuzfahrt-Destination ist, ist nun auch offensichtlich. Die Stadt wird regelrecht von den riesigen, hier ankernden Kreuzfahrtschiffen verdeckt (die Inside Passage ist grosses Business), und auch im Städtchen selber ist alles nur auf die See-Ameisen ausgelegt und damit, sie mit Souvernir-Kitsch zu überhäufen - von Authentizität ist nicht viel zu spüren.

 

So kehre ich bald auf Deck zurück und schaue den Hafenarbeitern beim Tetris zu. Also irgendwie wäre mir da als Wohnmobil-Besitzer nicht ganz so wohl...;)

 

 

Endlich geht's weiter...zwar kommt uns gleich nochmals so ein Riese entgegegen...

 

 

...aber kurz darauf wird's idyllischer!

 

 

Der Vorteil, den die Alaska-Fähre über die grossen Kreuzfahrtschiffe hat (daneben, dass das Ambiente schön urchig und ungezwungen ist): Sie ist tatsächlich ein wichtiges Verkehrsmittel, und eine Lebensader für die Orte entlang der Route. Und so gibt es auch mehr Zwischenhalte, noch dazu in authentischeren Siedlungen. Nachmittags treffen wir im Städtchen Wrangell ein - der 2'000-Seelen-Ort ist einer der ältesten Alaskas und auch eine feste Basis der Tlingit-Indianer

 

 

Nach Wrangell folgte leider wieder eine Periode schlechteren Wetters...aber was soll's - gemütlich ist's ohnehin, und irgendwie sind auch diese Stimmungen ganz interessant!

 

 

 

Glücklicherweise schafft es die Sonne dann doch noch hervor, weil, irgendwie ist es halt doch auch schön ;)

 

 

Mittlerweile sind wir in die Wrangell Narrows eingebogen, einen engen aber sehenswerten, 35 Kilometer langen Kanal, der zwischen zwei Inseln verläuft - selbstredend kommen die grossen Kreuzfahrtschiffe hier auch nicht durch. Viel Platz bleibt auch unserem Kahn nicht, und so sind die unzähligen Inselchen fast zum Greifen nah!

 

 

Auch für Tier-Sichtungen eignet sich das natürlich gut. Zwar will sich trotz angestrengtem Dauerkiebitzen einfach kein Bär zeigen, aber immerhin bekomme ich wieder das amerikanische Wappentier zu sehen - und plötzlich kreuzt auch noch ein Eisberg (okay, ein Eishügeli) unseren Weg!

 

 

Immer tiefer dringen wir in den verschlafenen Märchenwald ein...

 

 

...und wenn sich schon die Bären zierten, entdeckten wir dafür den wohl patriotischsten Baum der USA: Wie viele Bald Eagles auf einem Haufen zählt ihr? ;)

 

 

Zur Nachtessenszeit laufen wir schliesslich in Petersburg ein - auch dieses Dörfchen war einst eine Indianersiedlung, wurde dann aber vom Norweger Peter [daher der Name] Buschmann als Fischereibasis entdeckt, und viele Landsleute folgten - wovon auch einige verbliebene, typische rote Rorbuer (Fischershütten) zeugen

 

 

Die Tage sind schon wieder länger, und so bleibt bis spät in die Nacht Zeit, auf Deck noch etwas zu diskutieren, das Meer zu geniessen, oder eingenistet im Schlafsack mit einer warmen Tasse Tee ein gutes Buch zu geniessen! Morgens um 05:45 Uhr laufen wir in Juneau ein - doch da die Anlegestelle weit weg von der Stadt ist, und ich diese eh schon kenne, kann ich mich getrost umdrehen und nochmals ne Stunde weiterpennen. Schöööön!

 

Kaum hatte ich dann meine verbliebenen zwei Instant-Suppen sowie meinen Tee mit kochendem Wasser übergossen, riss der Himmel stückchenweise auf, und es lugten immer wieder imposante Gipfel, schöne Inselchen, oder gar der eine oder andere Gletscher aus der Wolkendecke hervor.

 

 

Schon die ganze Fahrt über hatte uns die Schiffsbesatzung immer wieder über Walsichtungen informiert. Während man meistens nur in grosser Entfernung ein paar Flossen erspähen konnte, traute sich nun ein Orca relativ nahe ans Schiff. Sehr eindrücklich!

 

 

Durchaus eindrücklich ist auch die Landschaft - im Vordergrund das Eldred Rock Lighthouse von 1906.

 

 

Ein anderes Schiff des Alaska Marine Highway Systems kommt uns entgegen, die M/V Malaspina

 

 

Ja, wir sind definitiv wieder in Alaska angekommen - Gletschter säumen den Weg!

 

 

Nächster Halt ist das Städtchen Haines - wichtig ist es vor allem, weil hier die Strasse beginnt, die einem schliesslich nach Anchorage und Fairbanks bringt. Der Grossteil der Leute steigt folglich hier aus, es wird ruhig auf Deck, und ich kann meine letzten Stunden an Bord besonders geniessen ;)

 

 

Auch sonst ist es ganz nett hier - schneebedeckte Berge, die fast bis ans Meeresufer reichen, not bad!

 

 

Schliesslich wird die MV Columbia ein letztes Mal vom Steg weg bugsiert, und richtet sich gen Norden aus für die Zielgerade

 

 

Noch einmal gibt's nette Naturschönheiten zu sehen...

 

 

...und viel Zeit, diese zu bestaunen!

 

 

Schliesslich treffen wir an der Endstation ein, dem Ort Skagway. Und oh Schreck, die Kreuzfahrer sind auch schon da!

 

 

Nach drei Tagen im Schlafsack auf dem offenen Deck, inmitten interessanter Menschen, mit Trockenfleisch zum Frühstück und Instant Soup zum Abendessen: Möchte ich mich da in eine anonyme Kabine zwängen? Definitiv nein!

 

 

Da ist mir meine urchige Columbia schon viel lieber! Und wenn ich diese Zeilen so schreibe, packt mich die Sehnsucht gleich wieder! Jahreszeit, Wetter, alles egal - die Fahrt ist bei allen Bedingungen ein Erlebnis!

 

 

Mit der White Pass Railroad über die Berge nach Kanada

Gleich wie für mich, war das Örtchen Skagway für zehntausende Goldsuchende auf dem Weg nach Norden das Ende ihrer Schiffsreise. Als im benachbarten Kanada der Goldrausch losbrach, wurde das vom Meer zugängliche Skagway förmlich überrant, die Population wuchs binnen zwei Jahren von 10 auf 10'000 Einwohner (die grösste Stadt Alaskas!), und Skagway war bald ein gesetzloses Höllenloch, geprägt von Alkohol, Kriminalität und Prostitution. Und dank der bewahrten Architektur fühlt man sich auf der Hauptstrasse auch heute noch 100 Jahre in der Zeit zurückversetzt!

 

 

Heute sind es aber jährlich eine Million (!) Kreuzfahrttouristen, die das Örtchen überrenen - effektiv war die Hauptstrasse so voll von lethargisch dahinflanierenden Amis, Indern, Japanern und natürlich Deutschen, dass ich mich mit tüchtigem Ellbogeneinsatz zu meinem Hotel durchkämpfen musste. Aber schön war's trotzdem!

 

 

Gross also mein Erstaunen, als ich drei Stunden und ein Nickerchen später wieder aus selbigem hinaus auf die Strasse trat: Die Schiffe waren weg, mit ihnen das Leben, und Skagway war zu einer veritablen Geisterstadt verkommen. Absolut nix mehr los, nada! So schaut das wohl aus, wenn ein Dorf seine Seele voll und ganz dem Tages-Tourismus verkauft hat. Klar, es war schön, durch die geschichtsträchtige Hauptstrasse mit ihren zahlreichen hölzernen Originalgebäuden zu wandeln - aber in den Schaufenstern dabei nur die Embleme von Swarovski, Dior und Konsorten zu sehen, fühlte sich irgendwie nicht richtig an (auch wenn das Zeug immerhin ja aus Gold war). Genauso wenig, wie Abends um 8 kein offenes Restautant mehr zu finden - zum Glück hatte ich von der Schifffahrt noch ein paar Müesliriegel übrig!

 

 

Früher war hier natürlich ordentlich was los, und viele Leute profitierten von den ankommenden Goldsuchern. Ein besonders schlauer Betrüger namens Soapy Smith hatte die super Idee, ein Telegrafenamt zu eröffnen - die einzige Verbindung mit der Außenwelt und den Verwandten der Goldsucher. Ein Telegramm kostete 5 Dollar. Das Geschäft kam aber schnell zum Erliegen, als jemand herausfand, dass das Kabel nach Seattle nach wenigen hundert Metern im Schnee endete.

 

Achja, à propos: das Städtchen war übrigens auch die Heimat von Sarah Palin während ihrer ersten fünf Lebensjahre.

 

 

 

Nach einer Nacht, pünktlich, als die nächste Schar Tagestouristen eintraf, machte ich mich aus dem Staub. Transportmittel der Wahl war die White Pass & Yukon Railroad - und so geht es weiter auf den Spuren der Goldsucher...

 

 

Das grösste Hindernis auf ihrem Weg nach Kanada stand nun nämlich vor ihnen: Der White Pass. Und da jeder, der damals nach Yukon einreisen wollte, eine Essensration für einen ganzen Winter mitbringen musste, war es mit einem einzigen beschwerlichen Marsch über den Pass auch nicht getan - einige mussten bis zu 50 Mal hin- und hergehen, was schliesslich zu den bekannten Bildern des Goldrausches führte (die auch auf dem Nummernschild Alaskas verewigt sind):

 

 

Ich hatte es da viel leichter, und liess mich von drei Dieselloks in die Höhe ziehen - super! Schon wenige Minuten hinter Skagway begann die Strecke steil anzusteigen, und führte auf der südlichen Talflanke immer weiter nach oben. Die Loks ächzten und stöhnten, und dichte, pechschwarze Rauchfahnen zeugten von der Arbeit, welche ihnen die Strecke abverlangte. Für die Passagiere boten sich derweil immer idyllischere und fantastischere Ausblicke

 

 

Oho, das Fährtchen wird glaub' ich ganz nett!

 

 

Eine schöne Aussicht gab's auch...

 

 

...und kurz später wurde demonstriert, wieso der Bau der Bahn solch eine Meisterleistung war. Nicht schlecht!

 

 

 

Auf der Passhöhe passierten wir die Grenze zu Kanada, und dann ratterte der Zug mit gehöriger Geschwindigkeit ins Tal!

 

 

Ganz nett hier, und endlich mit Soooooonnne!!

 

 

Übrigens war das Fotografieren alles andere als einfach; der Zug heizte nun mit einem grausamen Affenzahn talwärts, und holperte und ratterte dabei derart exzessiv, dass ich ein paarmal fast von meiner Aussichtsplattform geflogen wäre! Mich und mein Leben mit einer Hand festklammernd, hatte die andere alle Hand voll zu tun, mit Lichtgeschwindigkeit Polfilter und Kameraeinstellungen zu ajustieren, um die grandiose, aber viel zu schnell vorbeirauschende Szenerie irgendwie auf einem Standbild einzufangen.

 

 

Nichts desto trotz, es war sehr schön!

 

 

 

Die Bahnlinie wurde zu Zeiten des Goldrausches gebaut, und sollte eigentlich bis zu dessen Ursprung nach Dawson City führen. Leider klang der Rausch schneller wieder ab, als es mit dem Bau voranging, und so war schon in Whitehorse Schluss. Mittlerweile ist die Bahn eine reine Touristenattraktion und verkehrt daher nur noch bis zum idyllischen Fraser Lake, kurz hinter der Grenze

 

 

Die meisten Zug-Passagiere sind Tagestouristen, die wieder auf ihr Schiff in Skagway zurückkehren. Für die paar verwegenen wie mich, die die Bahn als Transportmittel benützen, gibt's einen Busservice, der einem innert etwa 2 Stunden nach Whitehorse bringt.

 

 

Nach meiner Ankunft in Whitehorse gab's nur eine kurze Nacht. Dann ging's weiter auf den Spuren des Goldes, alles dem Yukon River entlang nach Dawson.

 

 

Dawson City - Heimat des Klondike-Goldrausches

 

Welcome to Dawson City Airport!

 

 

Heute ist Dawson ein beschauliches und nett hergerichtetes Städtchen im Wildweststil, welches vor allem von Touristen besucht wird.

 

 

Ganz anders sah das während des Goldrausches aus, als die hoffnungsvollen Goldsucher zu tausenden auf den Raddampfern von Whitehorse den Yukon hinaufgepaddelt kamen, um hier nach dem begehrten Edelmetall zu schürfen. Weniger als fünf Prozent von ihnen fanden überhaupt je etwas...

 

 

Im Rausch war natürlich keine Zeit, qualitativ hochwertig zu bauen - und so gibt es einige skurrile Relikte aus dieser Zeit zu bestaunen ;)

 

 

Passt!

 

 

Abgesehen von diesen paar "Bruchbuden" wurde Dawson aber wirklich sehr schön im Schuss gehalten und ist ein herziges kleines Nest, dessen Besuch sich lohnt! Zwar ist es wiederum eine Mischung zwischen wahrer Goldgräberstadt und Disneyland-Kitsch-Idylle. Aber im Gegensatz zu Skagway minus vier Kreuzfahrtschiffe im Hafen, minus tausende Touristen auf den Strassen, minus ein paar zu gut polierte und zu saubere Fassaden, und vor allem minus internationale Markenboutiquen an jeder Ecke. Natürlich ist auch in Dawson nicht mehr alles authentisch - aber es wirkt um Längen ungekünstelter als seine Schwesterstadt in Alaska.

 

 

Ich genoss den fast endlosen Tag hier oben, und machte mich um 23 Uhr und 2 Uhr "nachts" nochmals zu je einem Stadtrundgang auf. Witzig!

 

Im Norden unterwegs: Von Dawson nach Inuvik und weiter nach Yellowknife

 

Nach einer entsprechend kleinen Portion Schlaf geht's weiter in Richtung Norden, nach Old Crow und Inuvik, der Verwaltungshauptstadt der Ureinwohner.

Anflug auf Old Crow am Yukon River

 

Und schon bin ich in Inuvik, über dem Polarkreis

 

Inuvik ist hauptsächlich eine Verwaltungsstadt, viel zu sehen gibt's nicht. Wenigstens sind die Häuser farbig, wenn schon die Nächte im Winter ewig lang sind

 

 

Immerhin, neben seiner Iglu-Kirche hat Inuvik seit kurzem eine neue Attraktion: die kleine Midnight Sun Moschee, Stolz der ansehnlichen muslimischen Gemeinde des Ortes (Taxifahrer, Bauarbeiter, etc.).

 

Gewiss, die gelbe Baracke verfügt nicht über den prunkvollen Glamour anderer muslimischer Tempel, da hilft auch das drangepappte Minarettlein mit dem kantig ausgesägten Halbmond nichts. Eindrücklich ist vielmehr die Geschichte hinter der Moschee: Diese wurde von einem arabischen Verband in Kanadas Süden gesponsert, weil die kleine lokale muslimische Community niemals eine eigene Gebetsstätte vermocht hätte. Nachdem sie dann in Winnipeg gebaut worden war, musste sie nur noch nach Inuvik gelangen - eine 4000 Kilometer lange Odyssee auf Sattelschleppern und Frachtschiffen, während welcher das Gebäude mehr als einmal um ein Haar in einen Fluss gekippt wäre. Und so fieberte schliesslich jeder Einwohner Inuviks, ob Muslim oder nicht, dem Herbsttag entgegen, als die neue Moschee endlich auf einem Lastkahn um die Biegung im Fluss geschippert kommen würde. Willkommen im offenen Multikulti-Norden!

 

 

Schliesslich zog ich mich für die Nacht in mein Hotel zurück - nur schlafen konnte ich nicht, denn ich musste natürlich unbedingt das Spektakel der Mitternachts-Sonne hier nördlich des Polarkreises miterleben - und selbstverständlich schien die auch um 1, 2, und 3 Uhr noch weiter. Nach diesem wunderschönen dreistündigen Sonnenuntergang versteckte sich die orange Scheibe dann morgens um halb vier glücklicherweise doch kurzzeitig hinter einer Baumreihe - sonst hätte man mich wohl gar nicht mehr ins Bett gekriegt!

 

 

Ohne viel Schlaf war ich am nächsten Morgen zurück am Airport. Von Inuvik bleiben nicht mehr allzu viele Richtungen übrig, also geht's nun wieder südwärts!

Aaaah, unvergleichlich, diese Landschaften! Und dazu das alte Zigarren-Triebwerk - perfekt!

 

 

Während dem Flug nach Yellowknife fuhr die Natur nochmals alles auf, was sie an Schönheiten zu bieten hatte: Zuerst den mächtigen Mackenzie River, der dem Tal den Namen gibt...

 

 

...dann ein paar nette Flusschleifen...

 

 

...und schliesslich gab's nochmals eine Hundertschaft an Tümpeln zu bestaunen; im Hintergrund der noch teilweise gefrorene (Mitte Juli!) Grosse Bärensee

 

 

Welcome to Yellowknife!

 

 

Okay, die Innenstadt der 18'000 Einwohner starken Verwaltungs-Metropole ist nicht allzu sehenswert...

 

 

...aber an den Enden der Stadt schaut's schon sehr viel besser aus! Von einem kleinen Hügel namens Bush Pilot Monument (wow, wo werden sonst noch Hügel den Piloten gewidmet?) schweift der Blick über das Wasser des Grossen Sklavensees...

 

 

...und über Wohnquartiere mit Wasserflugzeug-Parkplätzen. Super!

 

 

Und das war auch, was ich den Rest des Tages noch machte - den Fliegern zuschauen. Mit Betonung auf nur zuschauen, für einmal!

 

 

Good Night, Midnight Sun!

 

Tags darauf folgte noch ein Flug in der 70-jährigen DC-3 über den Grossen Sklavensee (nachzulesen hier) aber dann neigte sich mein Nord-Abenteuer dem Ende zu, und ich musste die einzigartigen Landschaften gen Süden verlassen.

Ich hoffe, die Lektüre hat Freude bereitet und vielleicht den einen oder andern inspiriert oder angespornt. Die Fahrt mit den beiden Alaska-Fähren kann ich wirklich empfehlen - vorausgesetzt, man ist der Typ dazu. Die Nordrunden über Barrow und Dawson/Inuvik, hachja. Die Tundra und die abgelegenen Dörfchen zu sehen ist sicherlich ein spezielles Erlebnis - und wenn man die Alaska Air-Flüge als Meilenspecial noch günstig kriegt, wieso nicht. Allerdings sind die Abenteuer in dieser abgelegenen Gegend relativ kostspielig, und so viel Aussergewöhnliches bekommt man als Gegenleistung auch wieder nicht geboten.

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